Besonders, weil anders | Warum Kinder Geschichten mit Haltung brauchen

Kinderbücher, die Vielfalt zeigen und Mitgefühl fördern, stärken Kinder emotional und vermitteln Werte wie Mut, Toleranz und Selbstvertrauen.

Besonders weil anders – Warum Kinder Geschichten mit Haltung brauchenDieser Artikel ist ein Gastartikel von  Sabine Kodatsch.

Kinderbücher prägen mehr als Sprache – sie vermitteln Haltungen, formen Blickwinkel und begleiten durch frühe Entwicklungsphasen. Geschichten, die auf Augenhöhe erzählen, schaffen emotionale Nähe und stärken das innere Selbstbild. Besonders dann, wenn sie nicht nur unterhalten, sondern Themen wie Anderssein, Mut und Zugehörigkeit behutsam aufgreifen.
Ein gutes Kinderbuch zeigt nicht, wie etwas sein soll – sondern erlaubt, dass jemand anders ist. Genau hier beginnt echte Wirkung: Erzählungen, die Vielfalt zulassen, fördern Selbstvertrauen und soziale Stärke. Warum gerade solche Geschichten heute wichtiger denn je sind, zeigt dieser Beitrag.

Geschichten, die mehr als nur unterhalten

Gute Geschichten bleiben nicht an der Oberfläche. Sie sprechen Kinder nicht nur an, sondern berühren sie – durch Figuren, die fühlen, zweifeln, wachsen und anders sind. Besonders im Vorlesen entfalten solche Geschichten ihr volles Potenzial. Es geht nicht nur um Spannung oder schöne Bilder, sondern um die leisen Zwischentöne, die Haltung und Herz verbinden.
Wenn ein Kind sich in einer Figur wiederfindet, entsteht Resonanz. Und genau dort beginnt Wirkung – nicht durch Belehrung, sondern durch emotionales Erleben, das das Kind in seinem Tempo nachvollziehen darf. Geschichten, die mit Gefühl erzählen, schaffen Raum für Entwicklung.

Mutter liest aus einem Buch vor mit ihrer Tochter auf dem Schoss

Wertevermittlung beginnt mit Mitgefühl

Kinder lernen am stärksten über Beziehung – nicht durch Regeln, sondern durch Mitgefühl. Geschichten, in denen Figuren sich in andere hineinversetzen, Rücksicht nehmen oder füreinander einstehen, vermitteln Werte ganz ohne Zeigefinger. Mitgefühl ist der Einstiegspunkt für Verständnis – und damit für all das, was später zu sozialem Miteinander wird.

Wenn Kinder spüren, dass jemand traurig, mutig oder ausgegrenzt ist, entsteht emotionale Beteiligung. Genau diese innere Beteiligung verankert Werte wie Toleranz, Hilfsbereitschaft oder Respekt auf einer tieferen Ebene. Geschichten, die Herz und Haltung verbinden, schaffen nicht nur schöne Momente – sie bilden Charakter.

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Kinder brauchen Figuren, die auch scheitern dürfen

Starke Geschichten zeigen nicht nur Held*innen, die alles sofort richtig machen. Kinder brauchen Figuren, die scheitern dürfen – und trotzdem weitergehen. Solche Erzählungen machen Mut, gerade dann, wenn etwas schwierig ist. Sie zeigen, dass Fehler dazugehören und Wachstum oft leise beginnt.

Ob ein kleiner Pilz, der ausgeschlossen wird, oder eine Figur, die anders ist – Kinder lernen durch Identifikation, dass sie mit ihren Unsicherheiten nicht allein sind. Und dass auch sie etwas bewirken können, ganz auf ihre Art. Geschichten, die Scheitern nicht verstecken, sondern einordnen, geben Kindern nicht nur Trost, sondern auch innere Stärke.

Das Thema Anderssein kindgerecht erzählen

Kinder nehmen Unterschiede sehr früh wahr. Ob Aussehen, Verhalten oder besondere Fähigkeiten – was nicht der Norm entspricht, fällt auf. Entscheidend ist, wie Geschichten damit umgehen. Wird Anderssein stigmatisiert oder wertgeschätzt? Wird es erklärt oder erlebt? Gute Kinderbücher zeigen Vielfalt nicht als Problem, sondern als Möglichkeit – ohne zu vereinfachen oder zu belehren.

Ein Beispiel dafür ist Tobi, der kleine Pilz aus dem Kinderbuch „Aufregung im Eichenwald“ von Sabine Kodatsch. Tobi besitzt eine besondere Fähigkeit: Er kann fliegen. Doch anstatt bewundert zu werden, wird er dafür zunächst ausgeschlossen. Die anderen halten ihn für zu anders, zu seltsam – und genau darin liegt die Stärke der Geschichte. Als später ein kleines Eichhörnchen in Not gerät, zeigt sich, dass Tobis Anderssein nicht nur hilfreich, sondern lebenswichtig ist.

  • Kinder erkennen sich in Außenseitern oft leichter wieder als in Helden. Figuren wie Tobi zeigen: Es ist okay, anders zu sein – und oft steckt genau darin ein besonderer Wert.
  • Ausgrenzung wird nicht verschwiegen, sondern gezeigt und verarbeitet. Das hilft Kindern, eigene Erlebnisse einzuordnen.
  • Akzeptanz entsteht durch Handlung, nicht durch Erklärungen. Wenn Figuren trotz ihrer Unterschiede dazugehören dürfen, lernen Kinder, dass Vielfalt kein Hindernis ist.
  • Selbstwert wächst durch Sichtbarkeit. Kinder, die spüren, dass sie mit ihren Eigenheiten in Geschichten vorkommen, fühlen sich gesehen und gestärkt.

Anderssein braucht keine Erklärung – es braucht Raum. Und genau den schaffen Geschichten, die das Besondere sichtbar machen, ohne es zu bewerten.

Vater liest seiner Tochter aus einem Buch vor

Geschichten, die im echten Leben weiterwirken

Manche Geschichten bleiben – auch wenn das Buch längst zugeklappt ist. Sie wirken nach, tauchen in Alltagssituationen wieder auf, begleiten beim Einschlafen oder in Momenten der Unsicherheit. Vor allem dann, wenn Kinder sich emotional mit einer Figur verbunden haben, wird das Erlebte zu einer inneren Ressource.

Wenn ein Kind wie Tobi ausgegrenzt wird und später doch gebraucht wird, entsteht ein Bild im Kopf – und im Herzen. Vielleicht denkt ein Kind daran, wenn es selbst einmal außen vor bleibt. Oder wenn es jemand anderen beobachtet, der anders ist. Geschichten bieten Kindern sprachliche und emotionale Werkzeuge, mit denen sie Alltagssituationen besser verstehen und einordnen können.

Erzählungen wie „Aufregung im Eichenwald“ liefern keine Antworten, sondern öffnen Denk- und Fühlräume. Ein Satz, ein Bild oder eine Szene reicht oft, um einem Gefühl einen Platz zu geben. Das macht gute Geschichten so kraftvoll: Sie begleiten – still, tief und lange. Und oft genau dann, wenn man sie am meisten braucht.

Gönne dir und deinem Kind eine Auszeit vom Alltag und lest zusammen dieses Buch. So verbringt ihr gemeinsame Zeit, entspannt, kommt zur Ruhe und dein Kind lernt auf kindgerechte Art wichtige Lektionen für das Leben.

Fazit

Kinder brauchen Geschichten, die mehr können als unterhalten. Erzählungen mit Haltung geben ihnen Orientierung, ohne zu belehren – sie zeigen, dass Mut, Mitgefühl und Anderssein nicht nur akzeptiert, sondern geschätzt werden dürfen. Figuren wie Tobi, der kleine Pilz, machen Kindern auf natürliche Weise klar: Du bist gut, so wie du bist – auch wenn du anders bist. Genau diese Botschaften prägen sich tief ein und wirken über die Geschichte hinaus.

Wenn Kinder in Geschichten emotionale Sicherheit und Bestärkung erleben, wächst etwas in ihnen heran, das im Alltag trägt: Selbstvertrauen, Empathie und ein Gefühl von Zugehörigkeit. Bücher, die Vielfalt als Stärke zeigen und leise zum Nachdenken anregen, sind wertvolle Begleiter – für Kinder, für Erwachsene und für ein Miteinander, das Unterschiede nicht glättet, sondern erkennt.

Über die Autorin

Sabine Kodatsch ist Kinderbuchautorin und Illustratorin aus Wien. In ihren liebevoll gestalteten Geschichten verbindet sie Natur, Fantasie und wichtige Werte wie Mut, Freundschaft und das Annehmen von Anderssein. Ihre Hauptfigur Tobi, ein kleiner Pilz, zeigt in „Aufregung im Eichenwald“, wie stark Vielfalt machen kann. Weitere Infos und kreative Materialien finden Sie auf www.sabinekodatsch.com.